Fehlerkultur: 36 Fragen für mehr Offenheit im Umgang mit Fehlern
Uns fehlt es immer wieder an einer Fehlerkultur.
Fehlerkultur – dieses Wort habe ich vor ein paar Jahren zum ersten Mal so richtig bewusst wahrgenommen. Klar, Fehler waren mir immer ein Begriff. Ich habe oft gedacht: Fehler sind wichtig. Sie helfen uns zu lernen, zu erkennen – und vor allem: weiterzumachen, anstatt uns zurückzuhalten.
Doch in unserer Gesellschaft fällt es uns oft schwer, mit Fehlern wirklich umzugehen. Stattdessen versuchen wir, sie zu verschönern, unter den Teppich zu kehren, andere zu beschuldigen oder einfach zu vergessen – anstatt daraus zu lernen.
Warum das so ist? Weil es unter der Oberfläche oft komplexe Mechanismen gibt: alte Konditionierungen, ein tieferliegendes Streben nach Perfektion – und vielleicht der Glaube, dass ein Leben ohne Fehler irgendwie „besser“ sei.
Dabei wird es immer wichtiger, offener mit Fehlern umzugehen – in allen Lebensbereichen.
Gerade im beruflichen Kontext habe ich oft erlebt, wie viel verschleiert wurde. Und irgendwann kam die Wahrheit dann doch ans Licht – meist zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Statt offen drüber zu sprechen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen, wurde „Fingerpointing“ betrieben – es ging mehr darum, Schuldige zu finden als wirklich tiefer zu schauen.
Doch wir alle machen Fehler. Und wir werden weiterhin Fehler machen.
Eine Mentorin sagte mal:
„Macht so viele Fehler wie ihr könnt – das gehört zur persönlichen Weiterentwicklung. Sonst bleibt ihr stehen und verwendet eure Energie aufs Verstecken, statt euch wirklich damit auseinanderzusetzen.“
Vielleicht kennst du das Konzept der 36 Fragen, die in der Beziehungsforschung eingesetzt wurden, um Intimität zu fördern. Ich bin ein großer Fan davon – sie sind in drei Sets aufgeteilt und helfen, in die Tiefe zu gehen. Ich habe sie bereits für die Themen innere Klarheit, Schuldgefühle und Vergebung sowie Selbstannahme verwendet und dafür eigene Fragen entwickelt. Wenn dich das interessiert, schau gerne mal dort vorbei.
In diesem Beitrag möchte ich die Idee der 36 Fragen nutzen, um einen Zugang zur Fehlerenergie zu schaffen – mit dem Ziel, eine eigene, ehrliche Fehlerkultur für dich zu entwickeln. Und vielleicht sogar eine, die du mit anderen teilen kannst.
36 Fragen Fehlerkultur
Du kannst die folgenden Fragen ganz in deinem Tempo beantworten – nimm dir dafür die Zeit, die du brauchst. Vielleicht möchtest du alle in einem Rutsch durchgehen. Oder du nimmst dir jeden Tag eine einzige Frage vor. Beides ist vollkommen in Ordnung. Es gibt kein richtig oder falsch – es geht nicht um schnelle Antworten, sondern um ehrliche. Um deine Antworten.
Manche Antworten brauchen vielleicht ein bisschen Zeit. Lass sie ruhig kommen, wenn sie bereit sind. Du darfst den Druck rausnehmen und die Fragen einfach wirken lassen.
Set 1: Einstieg & Bewusstwerden
- Was bedeutet Fehlerkultur für dich persönlich?
- Wie wurdest du in deiner Kindheit mit Fehlern konfrontiert?
- Erinnerst du dich an einen Fehler, der dich besonders geprägt hat?
- Wie fühlst du dich, wenn du einen Fehler machst?
- Wie reagierst du auf Fehler bei anderen?
- Gibt es Fehler, die du dir immer noch vorwirfst?
- Wie offen sprichst du über deine Fehler?
- Was war dein größter Lernmoment durch einen Fehler?
- Welche Rolle spielen Fehler in deinem Alltag?
- Gibt es Fehler, die du als „notwendig“ empfindest?
- Wie gehst du mit Kritik nach einem Fehler um?
- Was hilft dir, nach einem Fehler wieder aufzustehen?
Set 2: Vertiefung & Umgang
- Wie gehst du mit wiederholten Fehlern um?
- Welche Fehler möchtest du nicht wiederholen?
- Gibt es Fehler, die du als Wendepunkt in deinem Leben siehst?
- Wie beeinflusst deine Fehlerkultur deine Beziehungen?
- Wie gehst du mit Fehlern im Team oder in der Familie um?
- Gibt es Fehler, die du anderen nicht verzeihen kannst?
- Wie schnell vergibst du dir selbst Fehler?
- Was brauchst du, um einen Fehler loszulassen?
- Welche Glaubenssätze hast du über Fehler?
- Wie beeinflusst Angst vor Fehlern dein Handeln?
- Gibt es Fehler, die du als Geschenk siehst?
- Wie gehst du mit Scham nach einem Fehler um?
Set 3: Transformation & Ausblick
- Was hast du durch deine Fehler über dich gelernt?
- Welche Fehler haben dich stärker gemacht?
- Wie möchtest du in Zukunft mit deinen Fehlern umgehen?
- Was würdest du deinem jüngeren Ich zum Thema Fehler sagen?
- Wie kannst du andere unterstützen, einen gesunden Umgang mit Fehlern zu entwickeln?
- Welche Rolle spielt Fehlerkultur in deinem beruflichen Erfolg?
- Wie kannst du Fehler als Chance für persönliche Entwicklung nutzen?
- Was bedeutet es für dich, aus Fehlern zu wachsen?
- Welche Frage zum Thema Fehler hat dich am meisten bewegt?
- Gibt es ein Ritual, das dir hilft, Fehler zu reflektieren?
- Wie fühlt sich Freiheit von Angst vor Fehlern an?
- Was wäre anders in deinem Leben, wenn du Fehler als natürlichen Teil von Wachstum akzeptierst?
Kennst du das? Wenn man die Buchstaben von Fehler ein wenig verschiebt, dann ergibt sich plötzlich das Wort Helfer.
FEHLER → HELFER
Spannend, oder? Vielleicht ist das ein Gedanke, der hilft – wenn man Angst hat, einen Fehler zu machen. Oder wenn man sich alte Fehler nicht vergeben kann. Oder wenn man andere immer wieder dafür kritisiert.
Denn hinter jedem Fehler steckt auch ein Lernpotenzial. Vielleicht ist es nicht immer sofort sichtbar, vielleicht gut versteckt – aber es ist da.
Ich freue mich riesig, wenn du mir einen Kommentar hinterlässt:
Wie hat dir dieser Beitrag gefallen?
Was hat eine der Fragen in dir ausgelöst?
Lass uns gerne darüber in Austausch kommen.
Liebe Grüsse Nicole
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