Selbstkommunikation – Dein Zugang zu Dir Selbst
Kommunikation ist allgegenwärtig und facettenreich. Sie ist nicht nur Sprache, sondern umfasst auch Mimik, Gestik, Körpersprache, das Erspüren von Menschen oder das Schreiben. Kommunikation kann kompliziert sein – besonders, wenn Missverständnisse auftreten. Doch genau das macht sie so spannend, denn sie ist immer eine zwischenmenschliche Sache – durch Sender und Empfänger.
Die besondere Kraft der Selbstkommunikation
Das Spannende ist die Selbstkommunikation – wie sprechen wir mit uns selbst? Wie gehen wir mit uns um? Was für Handlungen üben wir aus oder auch nicht?
Kannst du für dich beantworten, in welcher Form du mit dir selbst kommunizierst? Liebevoll, belehrend, erhebend oder ganz anders? Oft sagt man, so wie Menschen mit anderen umgehen, gehen sie auch mit sich selbst um. Vielleicht steckt da etwas Wahres dran und es ist mit diesem Blickwinkel auch sehr spannend zu beobachten.
Für mich ist Selbstkommunikation eines der wichtigsten Werkzeuge: um sich selbst zu verstehen, Veränderung zu fördern und die Beziehung zu anderen zu verbessern. In meiner Idee vom „inneren Klima“ nenne ich Selbstkommunikation gern die Gedankenatmosphäre – also was wir denken und vor allem wie. Unsere Gedanken sind bedeutend, da sie sowohl bewusst als auch unbewusst ablaufen, erschaffen, aber auch zerstören können. Sie schaffen Verknüpfungen, speichern Wissen und geben es weiter.
In diesem Beitrag möchte ich Selbstkommunikation beleuchten und ein paar persönliche Erfahrungen teilen und was ich so erkannt habe.
Meine Theorie ist: Sobald man sich mit sich selbst auseinandersetzt und seinen inneren Dialog verändert, verändert sich auch viel im Außen.
Wie du mir, so ich dir
In meiner letzten Anstellung gab es einen Kollegen, der sehr polarisierend war. Er hatte einen Status, der ihm erlaubte, fast alles zu machen. Er war überall dabei und übernahm Aufgaben, die nicht seine waren – ein unangenehmer Mensch, der sich ständig in den Vordergrund drängte. Natürlich blickt man hinter den Vorhang und stellt Vermutungen an, warum Menschen so sind, wie sie sind. Er war übergriffig, überheblich, rücksichtslos und laut – Eigenschaften, die ich persönlich nicht an mir schätze und nicht sein will.
Doch eine Erkenntnis konnte ich gewinnen: Wir können alles sein – liebevoll oder auch hart. Meistens entscheiden wir uns lieber nur für das eine. Der Unterschied liegt darin, ob man sich bewusst entscheidet, anders mit Situationen umzugehen.
So begann ich zu experimentieren: zuerst war ich hilfsbereit und nett, dann still – und schließlich versuchte ich es wie er – laut, aggressiv, übergriffig. Es sträubte sich alles in mir, aber ich wollte ihm damit einen Spiegel vorhalten. Dieses Bewusstsein half mir, eine neue Seite an mir zu entdecken.
Er fragte mich dann sogar, was mein Problem sei. Ich spiegelte ihm seine eigene Art – und er wurde massiv davon getriggert. Spannend, oder?
Bis heute denke ich noch an diese Situation. Ich habe erkannt: Wir können andere Menschen nicht verändern – egal, was wir tun. Aber wir können lernen, wie wir mit ihnen umgehen. Manchmal heißt das, nur noch den nötigsten Kontakt zu pflegen aber mit einer Brise Respekt und Toleranz. Und wenn man sich getriggert fühlt, kann man sich fragen, warum und was genau es in einem auslöst.
Selbstlügen erkennen und annehmen
Wir sind Meister darin, uns selbst zu belügen, verbunden mit der Kunst, Ausreden zu finden – besonders, wenn wir etwas nicht wollen, keine Motivation haben oder andere Dinge wichtiger erscheinen.
Sich selbst bei Selbstlügen zu erwischen und es bewusst zu machen, ohne sich kleinzuhalten, fördert eine liebevolle Selbstkommunikation. Selbstlügen an sich sind nicht schlimm – oft sind es die daraus folgenden destruktiven Selbstgespräche, die unbewusst ablaufen.
Ein Beispiel: Vor einiger Zeit ging ich zu Bewerbungsgesprächen, obwohl ich eigentlich gar nicht wollte. Es war aus Vernunft – weil man das eben so macht –, obwohl ich mir eine berufliche Auszeit wünschte. Ich raubte mir und anderen Zeit, die wir hätten sparen können. Ich hatte mich selbst belogen, indem ich mir einredete, das würde schon passen.
Ein kleines Experiment für dich: Wenn du dich selbst beim Lügen erwischst, dann erkenne es an. Du kannst dann gerne folgenden Satz für dich nutzen und vervollständigen:
„Ich habe mich selbst belogen, als ich mir sagte …, und das ist in Ordnung.“
Diese Annahme fördert eine positive, liebevolle Selbstkommunikation.
Ich weiß, Lügen sind verpönt – aber mal ehrlich: Jeder macht es. Entscheidend ist, wie wir gelernt haben, damit umzugehen. Und vielleicht ist genau das der Punkt, an dem sich Selbstkommunikation verändern darf.
Der Tanz mit den Wenns und Abers
Das mit den Selbstlügen ist das eine – das andere sind die Ausreden, die ich gern den „Tanz der Wenns und Abers“ nenne.
Eine wundervolle Fähigkeit, die wir manchmal brauchen, um abzuwägen und Entscheidungen zu treffen. Doch manchmal tanzen wir zu lange darin und bleiben in Ausreden stecken, statt mutig einen Schritt nach vorne zu machen. Ausreden können uns unbewusst in einer Komfortzone halten, die immer kleiner und unbequemer wird.
Ein Beispiel: Eine Freundin bot mir an, an ihrem Tanzkurs mitzumachen – Trance Dance, bei dem man mit verbundenen Augen tanzt, um Bewusstsein für sich und die eigenen Bewegungen zu schaffen. Meine spontane Ausrede: „Da rempel ich doch die anderen Leute an!“ Daraus entstand ein spannendes Gespräch, das in mir einiges aufdeckte.
Dahinter steckte die Erfahrung, dass ich Tanz mit Choreografie verbinde und mich dann schnell dumm und überfordert fühle. Ob Ausreden nach außen oder innen – es lohnt sich, zu schauen, was dahintersteckt. Manchmal ist es einfach nur kein Bock auf etwas zu haben – und das kann manchmal sogar die ehrlichste Antwort sein.

Was hat das mit mir zu tun?
Was hat das mit mir zu tun?
Kennst du das Gefühl, wenn eine unangenehme Begegnung lange an dir nagt? Du fragst dich, warum es deine Schuld sein soll oder was du getan hast, dass die Person so reagierte?
Vor Jahren hatte ich eine Kollegin, die mich massiv anschrie und persönlich wurde. Sie war allerdings bereits bekannt dafür und wurde dadurch oft mit Samthandschuhen behandelt. Damals nach dem Vorfall konnte ich kaum schlafen, zerbrach mir den Kopf, was ich falsch gemacht hatte, obwohl ich helfen wollte. Heute weiß ich: Ich hatte in ihr einen Anteil getriggert, der sich „dumm“ oder „nutzlos“ fühlte, vielleicht auch unverstanden.
Damals tauchte folgender Satz auf, der bei mir hängen blieb:
„Es hat nichts mit dir persönlich zu tun, sondern du hast etwas in der Person getriggert, weshalb sie so reagiert, weil sie es nicht anders gelernt hat.“
Für mich hat das einen ganz neuen Blickwinkel geöffnet – und diesen Satz sage ich mir immer wieder, wenn es erneut zu merkwürdigen Situationen kommt.
Gleichzeitig entstand auch die Frage, warum es mich dann so beschäftigt – und die Antworten können verschieden sein, je nach Kontext. Zum damaligen Zeitpunkt war es der pure Schock über diese Art und Weise und mein Gedanke, dass ich Menschen nie so behandeln würde.
Wenn solche Situationen dich belasten und in deinem Leben auftauchen, arbeite gerne mit diesem Satz und frage dich gleichzeitig, was in dir getriggert wurde, sodass du dich gleich persönlich angegriffen fühltest. Diese Selbstreflexion fördert dein Bewusstsein für dich, deine innere Kommunikation, aber auch ggf. dein Verständnis für die andere Person.
Selbstgespräche führen – ein wertvolles Werkzeug
„Ich habe meinen Cousin dabei erwischt, wie er Selbstgespräche führte, und fand das seltsam.“ So sagte eine Bekannte vor einigen Jahren in einem Gespräch. Damals dachte ich ähnlich darüber, heute sehe ich es anders.
Selbstgespräche helfen, angestaute Spannungen abzubauen. Wenn niemand zum Reden da ist oder wir uns schämen, sind Selbstgespräche wertvoll. Man kann sie leise im Kopf führen oder laut im Auto, zu Hause, im Wald – wo es passt.
Vielleicht verbinden viele Selbstgespräche oft mit „verrückten“ Menschen auf der Straße, die laut reden und auffällig sind? Allerdings können Selbstgespräche – gepaart mit Fragen und Gegenfragen – zu Lösungen oder neuen Antworten führen.
Wenn dich das nächste Mal etwas stark beschäftigt, probiere es mal aus und rede mit dir selbst – im Kopf still oder laut, einfach nur reden, was gerade in dir arbeitet. Es kann auch manchmal einfach helfen, sich selbst zu fragen, wie es einem geht.
Selbstkomplimente machen und Selbstwert fördern
Vielleicht kennst du den Satz: „Wenn’s kein anderer tut, dann mach es selbst.“
Das gilt auch für Komplimente und Wertschätzung, die wir uns wünschen und die sehr wichtig sind. Ich habe an dieser Stelle aber erkannt: Wenn andere es nicht tun, neigen wir manchmal dazu, noch mehr draufzupacken, es besser zu machen – und verlieren uns dabei fast aus den Augen.
Vielleicht ist das ein wichtiger Ansatz, sich selbst dabei zu erwischen: Wenn wir merken, dass wir von anderen mehr Anerkennung oder Wertschätzung verlangen, dann sollten wir anfangen, uns diese selbst zu geben. Uns selbst Komplimente machen und Selbstrespekt fördern und schenken.
Die Welt wird immer wilder und schneller, und dadurch wird zwischenmenschliches irgendwie auch schneller, oder? Im Alltagsrauschen geht das oft unter – dabei ist es etwas sehr Wichtiges.
Hinterfrage, was du von anderen erwartest und warum. Oft steckt der Wunsch, anerkannt zu sein, dahinter. Trotzdem geht durch die Digitalisierung viel Wertschätzung verloren, weil wir uns hinter Bildschirmen verstecken und selbst ein einfaches „Danke“ manchmal fehlt. Manchmal werden offene Erwartungen auch einfach verschluckt – so stilles Erwarten an andere – dann auch gerne mal aussprechen und Klarheit schaffen.
Meine Einladung: Mach dir täglich selbst ehrliche Komplimente und schenke dir selbst Anerkennung.
Gedanken sind manchmal langsam – Gefühle schnell
Manchmal reagieren wir schneller, als wir denken können. Das ist in Ordnung und ein Überlebensmechanismus (Flucht, Angriff, Stille). Doch oft übernehmen wir ungefiltert Gedanken von anderen, zum Beispiel: „Du bist nicht gut genug“ oder „Ich bin besser als du.“ Wenn wir diese nicht hinterfragen, machen wir uns kleiner oder projizieren Druck auf uns selbst, aber auch auf andere.
Erkenntnisse brauchen Zeit. Alles beginnt damit, dir selbst zuzuhören, Gedanken zu beobachten, sie zu hinterfragen und dich zu stoppen, wenn du dich klein machst oder in übermäßigen Reaktionen verlierst. Nicht, um andere zu beschuldigen, sondern um zu verstehen, warum dich etwas belastet und was du daraus lernen kannst.
Sich seiner eigenen Selbstkommunikation zu widmen – mit all den verschiedenen Arten – ist ein Akt, sich selbst gegenüber offen zu sein.
Nimm eine Haltung ein, die dich zum Forschen einlädt – nicht nur zum Funktionieren. Nicole Wenk
Übung macht die Meister:IN
Dranbleiben – egal, welche Situationen gerade anstrengend sind, welche Emotionen fließen usw. Umso öfter man mit sich selbst in Austausch geht, umso mehr Veränderung kann sich einstellen.
Regelmäßig und am besten täglich mit sich selbst zu reden, kann vieles verändern – vor allem die Beziehung zu dir selbst und deinen Blick nach innen.
Ich habe eine kostenfreie Vorlage für dich: Damit kannst du jeden Tag deine Gedanken beobachten und dir ein paar Fragen stellen. Trage dich gerne mit deiner E-Mail-Adresse ein, und du bekommst sie direkt in dein Postfach zum Download das – „Inneres Klima Tagebuch“
Egal, ob es um die inneren Dialoge geht oder einen anderen Kontext im Leben, in dem man sich Veränderung wünscht: Solange man dranbleibt oder auch mal wieder die Fahrt neu aufnimmt, um dann länger dran zu bleiben, ist das richtig und wichtig.
Ich freue mich sehr über deine Erfahrungen mit den inneren Dialogen. Nutze gerne die Kommentarfunktion oder schreibe mir direkt. Vielleicht treffen wir uns einfach zu einem kurzen virtuellen Austausch oder auch gerne im Raum Mannheim. Du kannst meinen Kalender für ein Kennenlerngespräch nutzen.
Liebe Grüsse,
Nicole
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