Millennial: Du hast alles richtig gemacht – und fühlst dich trotzdem falsch?
Bist du ein Millennial?
Vor einigen Jahren verriet ich einmal mein Geburtsdatum, und eine damalige Kollegin meinte zu mir: „Ach, du bist ja auch ein Millennial!“ Ich dachte damals: „Ja klar – und was hat das für eine Bedeutung?“ Ich nickte das einfach ab. Heute jedoch finde ich diese Bezeichnung spannender, denn sie betrifft viele von uns. Gleichzeitig verbindet uns ein gemeinsamer Kern – typische Millennial-Themen, mit denen so viele von uns zu tun haben.
Vor einigen Jahren brach in mir eine Art Sinnchaos aus. Ein Teil von mir wollte aus dem Bekannten ausbrechen – aus dem, was man gesellschaftlich als „normal“ bezeichnet. Doch ich verstand das lange nicht, und auch die anderen verstanden mich nicht so richtig. Stattdessen wurde es oft abgetan mit den Worten: „Das haben wir alle mal, das geht vorbei.“
In diesem Beitrag soll es um die Generation Y gehen – die Menschen, die noch die Glücksbärchis, die Gummibärenbande, Milli Vanilli, Michael Jackson, Madonna, Nintendo und Kabeltelefone live erlebt haben, nicht nur aus Bildern kennen. Wir teilen einen kollektiven Schmerz – Themen, die uns auf eine Suche schicken. Ich teile hier meine Erfahrungen und Gedanken dazu.
Was sind denn die Millennials?
Man sagt, sie seien die Jahrgänge zwischen Anfang der 1980er- und Mitte der 1990er-Jahre. Ich bin 1983 geboren – also zähle ich dazu. Diese Generation ist heute in ihren 30ern und 40ern und hat den Übergang ins digitale Zeitalter auf ihre ganz eigene Art erlebt.
Wir sind fasziniert von Technologie – zumindest geht es mir so – und gleichzeitig oft überfordert mit allem, was dadurch entstanden ist. Wir haben die analoge Zeit und den Wandel ins Digitale hautnah miterlebt und mussten lernen, uns anzupassen. Natürlich betrifft das nicht nur uns allein, aber ich denke, für uns war und ist dieser Umbruch oft besonders intensiv – manchmal sogar aufwühlend.
Der Vergleich mag seltsam klingen, aber vielleicht ist er gar nicht so weit hergeholt: Menschen, die den Mauerfall bewusst erlebt haben, beschreiben das oft als Kulturschock. Ich habe davon kaum etwas mitbekommen, aber es war zweifellos ein tiefgreifendes, bewegendes Ereignis.
Wir Millennials kämpfen mit bestimmten Themen. Wir sind ständig auf der Suche, stehen unter Druck, alles verändert sich so schnell, dass wir kaum hinterherkommen. Wir finden kaum Ruhe, weil wir ständig nach Ablenkung streben – vielleicht, weil wir unser Inneres oft gar nicht mehr richtig hören können. Diese Generation beschäftigt sich auffallend häufig mit Fragen nach Sinn, Selbstfürsorge, innerer Ausrichtung und Achtsamkeit. Ich sehe es an mir selbst und bei vielen anderen – manche gehen reflektiert damit um, andere verschließen sich lieber davor.
Der Schmerz der Sinnsuche
Ich spüre manchmal ein innerliches Augenverdrehen, wenn ich von Sinnsuche spreche – in mir selbst, aber auch bei anderen. Es scheint ein ziemlich ausgelutschtes Thema zu sein, oder? Und doch ist es für so viele präsent, ob sie wollen oder nicht.
Denn die vielen neuen Möglichkeiten, die sich aus der Spannung zwischen analoger und digitaler Welt ergeben haben, überfordern uns manchmal. Wir werden ständig auf Dinge aufmerksam gemacht, die uns sagen: „Das will ich auch!“ Und plötzlich fallen vertraute Strukturen weg, anderes wird wichtiger – doch wir werden ungeduldiger und finden keine echte Ruhe. Viele unserer inneren „Warums“ beginnen zu verblassen, und gleichzeitig überfordert uns dieses Gefühl, nicht genau zu wissen, wohin mit uns und wie wir uns ausrichten sollen.
Ich kenne diesen Punkt sehr gut – dieses Gefühl der inneren Unruhe, der Unwissenheit und Planlosigkeit, das daraus entsteht. Und dann kommt oft noch dieses Bewusstsein hinzu, dass man glaubt, alle anderen hätten ihren Platz längst gefunden, nur man selbst sei noch auf der Suche. Dieses Gefühl kann sich falsch anfühlen, aber eigentlich steckt darin viel Mut. Denn was dann folgt, ist eine bewusste – oder auch unbewusste – Suche, gepflastert mit Sehnsucht und Sinn.
Es war vor einigen Jahren, als dieses Sinnchaos in mir begann, und es wollte sich einfach nicht legen. Also begann ich zu suchen – ohne zu wissen, wohin der Weg führen würde, aber mit einem tiefen Vertrauen darin, dass er mich dorthin bringt, wo ich stehen soll. Auch wenn das bedeutet, eine Weile nicht zu wissen, was genau da in einem arbeitet.
Und ich glaube, diesen Schmerz tragen viele in sich – vor allem jene, die sich zu lange an „alte“ Konstrukte festgehalten haben und nun spüren, dass es Zeit für ein Update ist.
„Ich habe doch alles richtig gemacht“ – und trotzdem…
Vielleicht kennst du das auch: Du hast Schule gemacht, anschließend eine Ausbildung oder ein Studium abgeschlossen. Dich weitergebildet. Arbeit an die erste Stelle gestellt. Dich angepasst. An dir gearbeitet. Selfcare-Routinen etabliert. Podcasts gehört. Bücher gelesen. Kurz gesagt: Du hast alles erreicht – du hast alles richtig gemacht.
Und trotzdem kommen diese Gedanken:
- Du fühlst dich in deinem Job nicht erfüllt, obwohl er „gut“ ist.
- Du hast das Gefühl, nie genug zu sein.
- Du bist erschöpft, obwohl du dich um dich kümmerst.
- Du fragst dich: „Wofür das alles?“
Es entsteht eine Art kognitive Dissonanz – also ein Widerspruch zwischen dem, was man gelernt hat zu glauben, und dem, was man tatsächlich spürt. So etwas wie: „Mir wurde gesagt, wenn ich x, y, z mache, wird Glück eintreten.“ Oder: „Wenn ich das und das erreicht habe, bin ich zufrieden.“ Und wenn das dann nicht eintritt, entsteht Unruhe. Genau das ist, glaube ich, der kollektive Schmerz unserer Generation. Wir haben alles „richtig“ gemacht – und stehen doch da, mit der lauter werdenden Frage: „Was stimmt mit mir nicht?“
Spoiler: Nichts stimmt nicht mit dir. Das System, in dem wir groß geworden sind, hat sich verändert. Wir Menschen haben uns verändert bzw. verändern uns – aber die selben Versprechen sind geblieben.
Ich habe auch einen eigenen Blogbeitrag dazu geschrieben „Warum ich lange gedacht hab, dass ich falsch bin“ – schau gerne vorbei.
Reizüberflutung und die Kunst des bewussten „Nein“
Mein beruflicher Weg in der IT begann im Kundensupport, führte über mehrere Jahre in die Qualitätssicherung und endete schließlich im Produktmanagement. Ich weiß, was Leistungsdruck, Überreizung und verschwimmende Grenzen bedeuten. Dieses Gefühl, sich anzupassen und trotzdem unerfüllt zu bleiben – obwohl man doch alles tut und leistet. Ich glaube, an diesem Punkt standen viele von uns schon einmal.
Und ich höre es in so vielen Gesprächen – von Menschen aus den unterschiedlichsten Branchen. Alles muss immer schneller gehen. Neuerungen und Anpassungen bekommen keinen Raum. So entsteht ein ständiger Hustle-Modus, dem blind gefolgt wird. Viele ziehen sich innerlich zurück oder fallen irgendwann ganz heraus. Die eigenen Grenzen werden übergangen – oft, ohne dass wir es richtig bemerken.
Auch im Privaten sind wir von Reizen umgeben. So viele Möglichkeiten, so viele Ablenkungen – und kaum noch bewusste Pausen. Diese Dauerstimulation ist für viele zur Normalität geworden. Dabei wächst gleichzeitig ein tiefes Bedürfnis nach Ruhe.
Wir dürfen – und müssen – lernen, klar Nein zu sagen. Ein ehrliches Nein ist mehr wert als ein geheucheltes Ja. Es gilt für andere, aber auch für uns selbst. Wir dürfen Dinge liegen lassen, um Zeit für uns zu schaffen, statt uns nur durch Aufgabenlisten zu arbeiten.
Reizüberflutung hält unser Nervensystem in ständiger Anspannung. Reizreduzierung dagegen schenkt Entspannung. Natürlich können wir uns nicht allem entziehen – aber wir können lernen, Balance zu schaffen. Bewusstsein für das, was uns guttut, ist der erste Schritt. Es geht nicht um Kontrolle, sondern um Akzeptanz und weniger inneren Kampf.
Spannung zwischen Selbstoptimierung und Selbstakzeptanz
Wir sehen sie überall – diese scheinbar makellosen Menschen: durchtrainiert, energiegeladen, mit einem Chiasamen-Frühstück in der Hand und Detox-Kur auf den Malediven. Und wir selbst? Sitzen vielleicht zwischen Wäschebergen, mit Messy Bun und Augenringen, und greifen zur Schokolade oder zum Handy, um uns eine kleine Portion Dopamin zu gönnen – die aber genauso schnell wieder verfliegt.
All diese Möglichkeiten, auf die wir ständig hingewiesen werden – dieses „Ich will das auch!“ – sind Fluch und Segen zugleich. Sie können uns inspirieren, aber sie schwächen auch unsere Selbstakzeptanz. Was passiert? Wir lehnen uns zurück, fühlen Neid oder Frust und kippen all das dann digital in Kommentarspalten. Wir nähren den eigenen Unmut, statt einmal wirklich hinzuschauen: Was will ich eigentlich? Wann – und wie – kann ich das auf meine Weise erreichen?
Es kostet Kraft, sich dem bewusst zu stellen. Veränderung braucht Mut. Doch wenn wir beginnen, uns so zu akzeptieren, wie wir gerade sind – und dabei ehrlich hinsehen, wohin wir wirklich wollen – fördern wir unsere Selbstakzeptanz. Dann kann Selbstoptimierung ein natürlicher, fließender Prozess werden. Nicht aus Druck, sondern aus Freude.
Aus meiner Erfahrung heraus beginnt gesunde Entwicklung immer mit Selbstannahme. Wenn wir auf dieser Basis wachsen, kann daraus ein leichtes, stimmiges „Update“ entstehen – eines, das uns stärkt, statt uns zu verurteilen.
Wir Millennials verschwenden so viel Energie damit, uns an anderen zu orientieren. Dabei vergessen wir, uns selbst herauszufordern, eigene Wege zu finden. Innenschau statt Schaufenster – das ist die wahre Kunst.
Spagat zwischen nur funktionieren und (Neu)orientieren
Spagat zwischen nur funktionieren und (Neu)orientieren
Ich glaube, wir haben uns lange genug bewiesen, dass wir funktionieren können – und uns dabei fast vergessen. Wir verstricken uns im Tun für andere, in den Geschichten anderer, in den Dramen anderer – und sogar in den Wegen anderer.
Dieses Funktionieren betrifft nicht nur unsere Arbeitswelt. Auch im Privaten fordert es enorm viel, weil wir uns ständig vergleichen. Wir verstecken uns in Rollen, die wir irgendwann einfach übernommen haben – ohne zu merken, dass wir sie auch mal ablegen oder ganz neu gestalten dürfen.
Aus meiner persönlichen Erfahrung – gekoppelt mit all dem inneren Sinnchaos, das man dabei erlebt – sage ich: Fang an, dich an dir selbst zu orientieren. Und wenn du noch nicht genau weißt, wie dein innerer Kompass funktioniert, ist es okay, dich auch mal von anderen ein Stück weit mitreißen zu lassen.
Wir sind oft wie Kinder im Süßigkeitenladen: unzufrieden, weil wir nicht alles haben, was wir sehen – ohne zu wissen, ob es uns überhaupt schmecken würde. Dabei haben Kinder die wundervolle Fähigkeit, sich ganz einer Sache hinzugeben. Diesen Fokus, diesen Flow verlieren wir im Erwachsenenleben so leicht. Statt uns auf das Wesentliche zu konzentrieren, geben wir allem Bedeutung – und nichts bekommt Tiefe. Wir machen und machen, lassen uns anstecken vom Tempo anderer und vergessen, uns immer wieder neu auszurichten. So drehen wir uns im Kreis – funktionierend, aber innerlich erschöpft.
Selbstkommunikation geht verloren
Wir kommunizieren immer – ständig und auf unzählige Weisen. Kommunikation ist allgegenwärtig, oder? Wir nehmen unglaublich viel auf und geben ebenso viel weiter – bewusst oder unbewusst. Nicht nur durch Sprache, sondern auch über Mimik, Gestik, Emotionen.
In meiner Vorstellung des „inneren Klimas“ ist Selbstkommunikation ein essenzieller Bestandteil. Sie ist wie eine Gedankenatmosphäre, die alles um uns herum zusammenhält und formt – vergleichbar mit der Erdatmosphäre, die manchmal klar, manchmal verschmutzt ist.
Wir Millennials dürfen wieder lernen, mit uns selbst zu sprechen – achtsam, ehrlich und mitfühlend. Wir dürfen erkennen, welche Gedanken wirklich unsere eigenen sind und welche wir unreflektiert übernommen haben. Das kann rebellisch wirken, ja. Aber ich kenne diesen Prozess gut: die Strenge des inneren Tons, das Kleinmachen, die unbarmherzige Kritik. Und ich kenne auch den Übergang – vom Erkennen zum Verändern. Es ist ein fortlaufender Weg.
Natürlich ertappe ich mich auch heute noch dabei, streng mit mir zu sein. Aber ich fange mich mittlerweile schneller wieder – und das ist wichtig. Denn die Art, wie wir innerlich mit uns sprechen, zeigt sich auch im Außen. Beobachte dich einmal: Wie redest du mit dir, wenn du andere beobachtest? Nicht der andere ist schuld an dem, was du denkst. Du selbst formst es. Und genau hier beginnt die wahre Kommunikation – mit dir selbst, bevor sie mit anderen geschieht.
** Weitere Blogbeitrag dazu: Fragen, Blog
Die vergessene Fähigkeit der Selbstfürsorge
Die vergessene Fähigkeit der Selbstfürsorge
Es ist alles so schnell und wild – und selbst unsere Bedürfnisse werden schnell und wild befriedigt.
Jetzt mal ehrlich: oder?
Essen? Gibt’s überall, sofort, fertig.
Kosmetik und Pflegeprodukte? Unendlich viele – für alles und jeden.
Dates? Ein Wischen nach rechts.
Einkäufe? Zwei Klicks.
Unterhaltung? Auf Abruf, bequem von der Couch.
Klingt komfortabel, oder?
Ist es auch – irgendwie. Aber genau hier liegt das Problem. Uns wird so viel abgenommen, dass wir gar nicht mehr spüren, was das mit uns macht. Wir gewöhnen uns daran, dass alles schnell geht. Doch mit der Zeit werden wir träge, müde – ein bisschen leer.
Keine Frage: Vieles davon ist praktisch. Aber wir Millennials dürfen erkennen, dass darin auch etwas verloren gegangen ist – die Natürlichkeit, das Selbstverständnis von Eigenverantwortung und die Fähigkeit, uns wirklich um uns selbst zu kümmern.
Denn Selbstfürsorge bedeutet nicht Luxus. Selbstfürsorge heißt, wieder selbst zu tun.
Selbst zu kochen ist ein Akt von Achtsamkeit.
Eine Maske aus natürlichen Zutaten aufzutragen ist bewusste Pflege.
Ein Buch in die Hand zu nehmen oder selbst zu schreiben anstatt sich berieseln zu lassen – das verändert uns.
Selbstfürsorge bedeutet auch, die Schnelligkeit zu hinterfragen und stehen zu bleiben – einfach, weil du es kannst.
Du darfst starten zu verändern – und zwar jetzt
Vielleicht erkennst du dich in diesen Zeilen wieder. Vielleicht spürst du dieses aufgeheizte innere Klima, diese drückende Gedankenatmosphäre, dein überdrehtes Gefühlswetter oder deinen ausgelaugten inneren Nährboden.
Und vielleicht hast du – wie so viele – „alles richtig“ gemacht und fühlst dich trotzdem falsch.
Das darfst du ändern.
Und ja – du kannst es ändern!
„Vertraue deinem Prozess, er weiß, was er tut.“ Nicole Wenk
Persönliche Veränderung hat viele Gesichter. Für mich war es unter anderem das Fotografieren (lies dazu gerne meinen Blogbeitrag) – aber auch die persönliche Weiterentwicklung in all ihren Facetten: Coachings, Ausbildungen, Selbsterkenntnis. Für dich kann es etwas ganz anderes sein. Vielleicht weißt du auch noch gar nicht, was es ist – und das ist völlig in Ordnung.
Manchmal braucht es jemanden, der gemeinsam mit dir hinschaut und vielleicht Fragen stellt wie:
Was brauche ich gerade wirklich?
Wohin will ich?
Wie finde ich meinen Einstieg?
In meinen Angeboten begleite ich dich genau dabei – dein inneres Klima besser zu verstehen, in Balance zu bringen und Vertrauen in deinen Prozess zu finden. Ganz in deinem Tempo, mit deinen Themen.
Schau gerne bei meinen Angeboten vorbei, wenn du spürst, dass es an der Zeit ist, etwas zu verändern.
Und jetzt bin ich neugierig:
In welchem Punkt findest du dich wieder?
Ich freue mich immer über einen Austausch in den Kommentaren, per E-Mail oder buch dir einfach ein kostenfreies unverbindliches Kennenlerngespräch (15 Minuten per Zoom).
Liebe Grüße,
Nicole
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