Unser inneres Klima – wenn wir innerlich überhitzen
Auch zum anhören:
Wir reden alle über den Klimawandel – und das ist auch wichtig, keine Frage.
Doch was ist eigentlich mit unserem inneren Klima?
Dieser Gedanke kam mir neulich, als ich beobachtete, wie viele von uns immer reizbarer, gestresster und überforderter wirken. Die Welt um uns herum wird schneller, lauter, komplexer – und wir kommen kaum noch hinterher. Gleichzeitig sind wir es gewohnt, alles sofort zu bekommen. Das macht uns ungeduldig – mit uns selbst und mit anderen.
Unser inneres Klima entsteht aus verschiedenen Faktoren: unseren Gedanken, unseren Gefühlen und dem, was wir täglich zu uns nehmen – an Nahrung, aber auch an Informationen. Vielleicht wird dir schon beim Lesen klar, wie stark diese Elemente beeinflussen, wie wir uns fühlen und mit Herausforderungen umgehen.
In der Welt der persönlichen Weiterentwicklung liegt der Fokus oft stark auf dem sogenannten Mindset, also auf unseren Gedanken. Gefühle werden dabei eher am Rand behandelt – und Ernährung ist für viele ein sensibles Thema, sowie die Massen in Informationen die täglich auf uns einprasseln. Dabei sind gerade diese Bereiche essenzielle Bausteine für unser Wohlbefinden. Und: Sie hängen viel enger zusammen, als wir oft denken.
In diesem Beitrag möchte ich meine Gedanken zum inneren Klima teilen – und Ideen, wie wir mit unseren inneren Stürmen anders umgehen können.
Unsere Gedanken sind wie die Atmosphäre
Wir alle kennen diese Tage, an denen unser Kopf sich neblig anfühlt.
Gedanken hängen wie dunkle Wolken über uns – oder wir fühlen uns wie im Wirbelsturm: Von einem Gedanken zum nächsten geworfen, ohne Halt. Manchmal ist es, als würden wir an einem Bahnhof stehen, während die Züge links und rechts nur so an uns vorbeirauschen.
Unsere Gedanken sind komplex. Und wenn sie sich mit Gefühlen vermischen, wird es noch verworrener. Dazu kommt unser Unterbewusstsein – wie ein riesiges Archiv, in dem alte Programme laufen. Manche davon helfen uns, weil sie uns den Alltag erleichtern. Andere dagegen wirken eher destruktiv – sie halten uns in alten Mustern fest, ohne dass wir es merken.
Ich sehe unsere Gedanken oft wie eine Dunstglocke, in der wir hängen. Je mehr sie sich mit Zweifeln, Selbstkritik, Sorgen und Grübeleien füllen, desto „saurer“ wird unser inneres Klima. Das kostet Kraft – und fördert inneren Stress.
Ich habe bereits über das basische Denken geschrieben. Wenn dich das interessiert, schau gern mal in diesen Beitrag. Dort geht es darum, Gedanken bewusster wahrzunehmen – ihnen nicht blind zu folgen, sondern mit sich selbst in einen Dialog zu treten.
Fragen für deine innere Gedankenwelt:
- Spreche ich wertschätzend mit mir? Und was bedeutet „wertschätzend“ eigentlich für mich?
- Denke ich eher lösungsorientiert – oder verliere ich mich in Problemen?
- Welche inneren Geschichten erzähle ich mir? Und wie fühle ich mich dabei?
- An welchen negativen Gedanken halte ich fest – obwohl sie mir nicht guttun?

Unsere Gefühle sind die Elemente
Unsere Gefühle – oder besser gesagt: unsere Emotionen – sind wie Wellen.
Sie kommen und gehen. Im besten Fall sind sie in ständiger Bewegung – fließend, lebendig, präsent. Doch viele dieser Emotionen wollen wir nicht fühlen, oder?
Wir versuchen, sie wegzudrücken. Aber Gefühle verschwinden nicht einfach, nur weil wir sie ignorieren. Im Gegenteil – sie gewinnen oft an Kraft, wenn wir sie unterdrücken, und brechen dann in unerwarteten Momenten heftig aus.
Wir alle kennen das: Wenn wir Trauer nicht zulassen, sucht sie sich irgendwann ihren Weg. Und oft stecken hinter dieser Vermeidung tiefe Glaubenssätze wie:
„Ein Indianer kennt keinen Schmerz.“
„Reiß dich zusammen.“
„Sei nicht so wütend.“
„Das darfst du nicht zeigen.“ uvm.
Diese inneren Regeln haben viele von uns geprägt – oft unbewusst, oft kollektiv weitergegeben. Und so sprechen wir nur selten offen über das, was wirklich in uns tobt.
Dabei wünschen wir uns alle Freude, Hoffnung, Leichtigkeit – dass uns innerlich „die Sonne scheint“. Aber wie in der Natur darf es auch mal windig, regnerisch oder stürmisch sein. Und wir wissen doch: Nach einem Gewitter ist die Luft oft klarer, frischer, freier.
Was in uns keinen Raum bekommt, staut sich – und wird irgendwann „sauer“.
Emotionen, die sich nicht ausdrücken dürfen, suchen sich ihren Weg.
Genauso wie ein Gewitter draußen nicht aufzuhalten ist, will auch das Innere irgendwann entladen werden.
Wenn wir lernen, unsere Gefühle zuzulassen, ihnen Raum zu geben, sie auszudrücken – dann verwandelt sich unser Umgang mit ihnen.
Nicht im Kampf, sondern im Kontakt entsteht Klarheit.
Vielleicht ist genau das ein Lernprozess, den wir alle gehen dürfen:
Immer mehr – immer tiefer – immer echter.
Fragen für den Umgang mit Gefühlen:
- Was spüre ich gerade wirklich?
- Versuche ich, dieses Gefühl wegzudrücken? Wo im Körper spüre ich das?
- Sind mir manche Gefühle peinlich oder unangenehm?
- Wie spreche ich innerlich mit mir, wenn ich etwas fühle, das ich nicht haben will?
- Gibt es ein Gefühl, das mich immer wieder überkommt?
Das, was wir zu uns nehmen – unser innerer Nährboden
Ernährung ist ein zentraler Baustein unseres inneren Klimas – und dazu gehört natürlich auch das Trinken. Was wir zu uns nehmen, versorgt unsere Zellen, unser Gewebe, unsere Nerven – unser gesamtes System – mit dem, was es braucht, um gesund zu funktionieren.
Gleichzeitig leben wir in einer Zeit, in der es immer mehr stark verarbeitete Lebensmittel gibt: Fertiggerichte, Snacks, süße Getränke – oft voller Zusatzstoffe, Zucker und ohne echte Nährstoffe. Ist dir mal aufgefallen, wie selten gesunde Lebensmittel beworben werden? Wann hast du zuletzt eine Anzeige für einen Apfel oder einen frischen Salat gesehen? Stattdessen locken uns täglich süße Versuchungen und bequeme Fertiggerichte.
Nahrung ist dabei nicht nur Energiequelle – sie beeinflusst auch unsere Stimmung. Hunger kann uns reizbar machen, ein voller Bauch schläfrig. Und oft greifen wir unbewusst zu Essen, um Gefühle zu regulieren: Trost, Stressabbau oder ein schneller „Stimmungsboost“ durch Zucker.
Ein hilfreicher Gedanke: Beobachte mal, wie du dich nicht nur direkt nach dem Essen fühlst, sondern auch am nächsten Tag. Es heißt, unser Körper reagiert oft mit einem 24-Stunden-Echo auf das, was wir ihm geben.
Doch Ernährung ist nicht nur das, was wir essen.
Auch Informationen sind eine Form von Nahrung. Alles, was wir aufnehmen – Nachrichten, Social Media, Gespräche, Podcasts, Bilder, Geräusche – wirkt ebenfalls auf unser inneres Klima.
Vielleicht kennst du das: Du scrollst abends „nur kurz“ durch Social Media und fühlst dich danach unruhig oder unzufrieden. Oder du hörst morgens eine Stunde Nachrichten und startest mit einer Schwere in den Tag, die eigentlich nicht deine ist. Wir leben in einer Zeit, in der wir Zugang zu allen Informationen haben – jederzeit. Das ist ein Geschenk, wenn wir bewusst wählen was wir zu uns Nehmen. Zu viele Informationen oder „falsche“ können uns genauso belasten wie falsche Nahrung.
Fragen zur Selbstreflexion:
- Welche Lebensmittel tun mir nicht gut – und warum nehme ich sie trotzdem zu mir?
- Welche Alternativen gäbe es, die mir guttun würden?
- Was bedeutet für mich gesunde Ernährung – wirklich, persönlich?
- Wie achtsam bin ich mit dem, was ich meinem Körper gebe?
- Welche Informationen nähren mich wirklich – und welche ziehen mir Energie?
- Wie viel Input fühlt sich gesund an?
- Was könnte ich bewusst reduzieren, um klarer und leichter zu sein?
So wie unser Körper auf Nahrung reagiert, reagiert auch unser Geist und unser Herz auf alles, was wir täglich aufnehmen. Je bewusster wir wählen, desto klarer und leichter wird unser inneres Klima.
Klima entsteht nicht zufällig
Unser Klima – im Außen wie im Innen – wird von vielen Aspekten beeinflusst.
Es gibt Dinge, die wir kaum oder gar nicht steuern können. Aber es gibt auch vieles, worauf wir bewusst Einfluss nehmen könnten, wenn wir es uns erlauben.
Ich glaube fest daran: Je bewusster wir mit uns selbst umgehen, desto bewusster können wir auch mit der Welt sein. Es braucht dafür oft keine riesigen Veränderungen – manchmal reicht ein kleiner Schritt, ein neuer Blickwinkel oder ein Moment der Ehrlichkeit.
Vielleicht fühlt sich eine neue Entscheidung im ersten Moment an wie ein Tropfen auf dem heißen Stein – aber viele Tropfen zusammen formen eine Wolke, und aus Wolken wird Regen, der kühlt, erfrischt und neues Leben wachsen lässt.
Wenn du dir nur fünf Minuten pro Tag Zeit nimmst, um deine Gedanken zu beobachten, ihnen zuzuhören, wenn du Gefühle zulässt, anstatt sie zu verdrängen – wenn du ganz ehrlich schaust, womit du dich nährst (innerlich wie äußerlich) – dann beginnt Veränderung. Und vielleicht findest du dich selbst dabei wieder. Nicht in einem Ideal, sondern in deinem echten Wohlbefinden.
Erschaffe dir ein inneres Klima, vor dem du nicht flüchten willst.
Eines, das in Balance ist.
Eines, in dem Stürme sein dürfen.
Eines, das getragen ist von Klarheit, Mitgefühl und bewussten Entscheidungen.
Denn dieses Klima entsteht nicht zufällig.
Es ist das Ergebnis täglicher Gedanken, Handlungen – und liebevoller Aufmerksamkeit.
Bewusster zu sein bedeutet: stabiler zu sein.
Nicht, weil alles immer ruhig ist, sondern weil du lernst, mit dem, was da ist, zu leben – statt dagegen anzukämpfen.
Du bist die Kapitänin oder der Kapitän deines eigenen Bootes,
auf dem großen Meer des Lebens – mit all seinen Wellen, Stürmen und Sonnentagen.
Ich freue mich, wenn du mir einen Kommentar da lässt:
Wie findest du die Idee vom inneren Klima – und was löst sie in dir aus?
Herzlich,
Nicole
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